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Dämmung von zweischaligem Mauerwerk

Schnelllink: Lohnt sich das in unserem Fall? Wirtschaftlichkeit der Ausblasdämmung in einem Mauerwerkszwischenraum.

Als „Kerndämmung“ wird das Auffüllen des früher nur mit Luft gefüllten Zwischenraums zwischen der äußeren („Vormauerwerk“) und der inneren Schale (tragendes Mauerwerk) eines sogenannten „zweischaligen Mauerwerks“ bezeichnet.

Zweischaliges Mauerwerk ist eine traditionell im norddeutschen Raum gewählte Bauform. Hier wird das bewährte bauphysikalische Konzept der „doppelten Wetterschutzschalen“ zur Perfektion gebracht:

Diese Konstruktion hat neben dem Witterungsschutz verbesserte Schalldämmeigenschaften. Außerdem ist ein solcher Aufbau, sofern nicht gänzlich ungeeignetes Material für die Vormauer verwendet wurde, praktisch unverwüstlich; ggfls. muss eine solche Fassade ein bis zweimal pro Jahrhundert gereinigt werden. Aller diese Vorteile gehen bei einer Dämmung dieser Wände in der Luftschicht oder/und von Innen nicht verloren - im Gegenteil, sie prägen sich dadurch noch besser aus. Da das auch ziemlich kostengünstig von Fachfirmen angeboten wird, können wir die hier beschriebene Maßnahme nur mit Nachdruck empfehlen.

Kerndämmung

Bei der Kerndämmung wird der oben beschriebene Luftspalt zwischen den Schalen mit Dämmstoff gefüllt. Dazu beauftragt der Eigentümer eine darauf spezialisierte Fachfirma; wir verweisen hier auf den Fachverband Einblasdämmung. Der Ablauf ist dann wie folgt beschrieben:

Im Vorfeld wird das Mauerwerk und insbesondere die Luftschicht
endoskopisch untersucht. U.a. wird dabei festgestellt,
wie dick die Luftschicht im vorliegenden Fall ist.
Das können zwischen um 2 und bis über 12 cm sein. Möglich
und lohnend ist die Kerndämmung bei Schalenabständen über 3 cm.

Die Aufnahme rechts zeigt
die endoskopische Kontrolle
eines Schließbleches.
endos_schliessblech.jpg
Für das Einfüllen (meist Einblasen) der Dämmung werden
von der Fachfirme einzelne Löcher in das Vormauerwerk gebohrt.
Die sind jeweils groß genug,
um dort die verwendeten Einfüll-Lanzen in den Hohlraum
einbringen zu können. Vor dem Einfüllen
wird die Luftschicht an der angebohrten
Stelle noch einmal endoskopisch geprüft.
bohrung_c_drewer.jpg
Foto: Drewer
Eingefüllt wird in den gesamten Hohlraum ein NICHT
kapillarleitender Schütt-, Perl-
oder Faserdämmstoff. Der verbessert
regelmäßig den Schallschutz noch einmal
und sorgt (durch die Dämmwirkung) für
eine Anhebung der Temperatur in der
gesamten Innenschale, wodurch
diese der Bauphysik folgend noch besser
feuchtegeschützt ist.
kerndaemmung_wird_eingeblasen_c_drewer.jpg
Einblasen der Dämmung (Foto: Drewer)

Bis auf die zeitlich unabhängige Voruntersuchung ist das Verfüllen bei einem typischen Einfamilienhaus mit zweischaligem Mauerwerk von einem geübten Team in weniger als einem Tag zu machen - gute Teams hinterlassen dabei weder Dreck noch zerstörte Beete 4) . Verschiedene Teams verwenden etwas unterschiedliche Methoden, auf die sie jeweils routiniert sind; Der Auftraggeber kann sich die für ihn passende Methode unter den Anbietern aussuchen.

Kontrolle: Ist die Dämmung überall drinEine thermografische Kontrolle ist im Nachgang hier leicht möglich, da das Mauerwerk durch die Auffüllung mit Dämmstoff bei guter Ausführung homogener wird. Fehlstellen sind dann im IR-Bild leicht sichtbar - hier raten wir allerdings auch, einen professionellen Thermographen zu zu ziehen, da Fehlinterpretationen (warme Flecken durch Sonnenstrahlung, Verschattung der IR-Abstrahlung) bei Unkenntnis der Physik der Wärmestrahlung sonst oft vorkommen. Im Beispielbild rechts sind die Schüttkegel erkennbar, unterhalb derer der Dämmstoff schon vorhanden ist. Der gelbe Bereich darüber ist noch nicht verfüllt.

Bauphysikalische Bewertung: Wird ein geeigneter Dämmstoff verwendet (NICHT kapillarleitend, wenig setzungsanfällig, feuchtebeständig) so wird die Situation aus baukonstruktiver Sicht immer nur verbessert - selbst wenn Teilbereiche nicht oder nicht vollständig verfüllt werden können (darum wird sich ein Fachbetrieb allerdings trotzdem immer kümmern). Weil die Dämmung außenseitig der tragenden und luftdichtenden Wand erfolgt, wird diese dadurch im gesamten Querschnitt in der Temperatur angehoben 5) . Das erhöht den Bautenschutz - die Gefahr von Kondensat oder erhöhter Feuchtigkeit in der Tragschale nimmt damit ab. Auch der Schallschutz wird meist verbessert. Die Wärmeverluste der Wand verringern sich entsprechend dem Zusatz-Wärmedurchlasswiderstand Rplus der Dämmung: Der wiederum ist proportional zur Dicke der Luftschicht d dividiert durch die Wärmeleitfähigkeit $ \lambda $ des verwendeten Dämmstoffes. Da ab etwa 3 cm eine Solche Maßnahme sinnvoll wird (ca. 50% Verlustreduktion bei der verbesserten Wand) und auch 11 cm Schalenabstand noch vorkommt (ca. 75% Reduktion der Verluste durch die Wand), wird durch diese Maßnahme allein zwar kein Spitzenwert der Dämmwirkung, aber immer noch eine signifikante Einsparung erreicht. Die Maßnahme kann natürlich mit einer zusätzlichen Dämmung von Innen6) weiter verbessert werden. Diese wird wg. der Schutzwirkung der Kerndämmung in diesem Fall erleichtert: Schlagregen-Eintrag kann hier ausgeschlossen werden und die Gefahr von Kondensat im Bauteil ist wg. der außerhalb der Tragschale liegenden Einblasdämmung stark reduziert.

Kosten und Wirtschaftlichkeit

Die Kosten hängen im Einzelfall natürlich von örtlichen Gegebenheiten ab. Die meisten Anbieter von Einblasdämmstoff können das aber regelmäßig bei ein- bis zweigeschossigen Häusern ohne fixes Gerüst und „gartenschonend“ anbieten. In der Regel sind es zwei Termine: Eine 'Probebohrung' von außen und der Check, ob es eine Hohlschicht gibt und wie dick sie ist sowie wie es darin aussieht: Das geht mit dem Endoskop. Der eigentliche Einblasvorgang ist für so ein Objekt an einem Tag zu erledigen. Mehrere Anbieter haben uns bestätigt, dass ein Preis in der Praxis meist bei unter 24 €/m² (für einen 5 cm Hohlraum) liegt.

Die Einsparung läuft bei 5cm effektiver Dämmschichtdicke auf um 60% der ursprünglichen Verluste dieser Wand hinaus; das sind oft 30% des Wärmeverlustes eines solchen Hauses - zudem wird das Haus dadurch (und durch die sicher irgendwann auch ausgeführte Dach- und Kellerdämmung) tauglich für den Einbau einer Wärmepumpe.

Bei um 57 kWh/(m²a) Einsparung kostet die Baufamilie das dann rund 1,7 €Cent/kWh je eingesparter kWh Öl oder Gas in einem typischen Beispielfall. So kostengünstig wird kaum jemals jemand in Zukunft irgendwo Heizwärme beziehen können - eine Ölheizung liegt inzwischen beim etwa 10fachen. Gebäude wiesen je nach Baualter unterschiedliche Dicken des Luftspalts auf; Gebäude, die nach 1984 gebaut wurden, sind auch oft bereits von Anfang an mit einer Kerndämmung gebaut worden. Daher ist es nicht möglich, pauschale Aussagen zur Wirtschaftlichkeit zu machen - diese hängt von der Situation im Einzelfall ab. Sie können das aber mit unserem Maßnahmen-Wirtschaftlichkeitsrechner für den jeweils vorliegenden Fall nachrechnen.

Link: Lohnt sich das in meinem konkreten Fall? Wirtschaftlichkeit der Ausblasdämmung in einem Mauerwerkszwischenraum berechnen.

Angesichts der Unklarheiten bei der Förderlage haben wir dabei immer ohne Förderung gerechnet.

1)
zumindest dann nicht, wenn das „ordentlich“ ausgeführt ist, d.h. ohne Mörtelbatzen, welche die beiden Schalen doch wieder kapillarleitend verbinden
2)
Das entspricht auch der praktischen Erfahrung, dass solche Vormauern niemals wirklich „luftdicht“ sind; dies ist ja auch nicht erstrebenswert. Eine wirksame Luftdichtheitsebene ist bei solchem Mauerwerk der durchgehende Innenputz auf der tragenden inneren Schale.
3)
Das ist die bauphysikalische Grundlage für die unten beschriebene Maßnahme
4)
dazu ist es allerdings empfehlenswert, den Zugang zu den Fassaden unter Absprache vorher zu kennzeichnen und Hindernisse an diesen Zugangsstellen auszuräumen
5)
das gilt selbst für Bereiche mit keinem oder wenig Dämmstofffüllung wg. der Querwärmeleitung
6)
oder auch von außen, obwohl wir das nur bei einer schadensfälligen und sonst zu sanierenden Vormauer empfehlen