Viele Baumaterialien, insbesondere die meisten mineralischen Baustoffe wie Steine, Beton und Ziegel sowie Holz und Holzwerkstoffe haben feine bis feinste Poren in ihrem Aufbau. Diese sind im trockenen Zustand mit Luft gefüllt - werden aber an den Porenoberflächen meist sehr leicht mit Wasser benetzt. Bei dauerhaft hoher Umgebungsfeuchtigkeit können sie sich auch vollständig mit Wasser füllen - weil die Poren „gern“ Wasser aufnehmen, saugen sie dieses auch aus Nachbarbereichen ab: Dieser Effekt nennt sich kapillare Wasserleitung.
Als „aufsteigende Feuchte“ wird der Transport von flüssigem Wasser durch solche Poren(Kapillaren) z. B. in Mauerwerk bezeichnet: Vor allem, wenn es wie bei älteren Gebäuden, keine Sperrschicht zum immer feuchten Boden hin gibt, wird Regen- oder Grundwasser z. B. von einer Kellerwand aufgenommen und dann (auch nach oben - daher „aufsteigend“) weitergeleitet. Wie erkenne ich das? Meist schon visuell sehr gut, vgl. die folgende Abbildung.
Abb.: Typischer Fall von aufsteigender Feuchte (Dank an © Frank Frössel für die Wiedergabe-Erlaubnis). |
Weniger auffällige Fälle lassen sich (von außen und von innen) durch eine thermographische Aufnahme noch besser erkennen, da aus dem Mauerwerk an den feuchten Oberflächen Wasser verdunstet. Die dazu benötigte Verdunstungsenthalpie entzieht das Wasser der Wand, die dadurch messbar kälter wird als in trockenen Bereichen.
In Fällen von aufsteigender Feuchte muss diese abgestellt werden, da dies auf Dauer die Bausubstanz gefährdet und auch nicht gesundheitsfördernd ist. Hier ist eine Beratung durch einen erfahrenen Bauphysiker zu empfehlen. Der klärt zunächst die Herkunft und den Transportpfad für das Wasser; und empfiehlt ein Verfahren, das im günstigsten Fall die Ursache behebt oder zumindest die kapillare Weiterleitung unterbricht.
In Gebäuden nach ca. 1970 war die Baupraxis dem Stand der Technik und den Anforderungen weitgehend nachgekommen und es wurden (fast immer) funktionstüchtige Horizontalsperren eingebaut; was im Neubau auch kaum Mühe bereitet. Bei älteren Gebäuden kommen Fälle von aufsteigenden Feuchte im Mauerwerk aber immer wieder vor.