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planung:waermeschutz:fenster:u-werte_von_mehrfach-verglasungen_quantitativ

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planung:waermeschutz:fenster:u-werte_von_mehrfach-verglasungen_quantitativ [2023/09/25 21:24] – [Zusammensetzen mehrerer Scheiben zu Mehrscheiben-Wärmeschutzverglasung] wfeistplanung:waermeschutz:fenster:u-werte_von_mehrfach-verglasungen_quantitativ [2024/05/12 00:09] (aktuell) – [Strahlungswärmeübergang im Spalt ${\Lambda_{rad}}$] wfeist
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 Auch diesen Fall der Wärmeübertragung durch Wärmestrahlung zwischen zwei Oberflächen haben wir bereits im Abschnitt [[:grundlagen:strahlungsaustausch|"Wärmestrahlung"]] behandelt, wir hatten dort als Ergebnis erhalten Auch diesen Fall der Wärmeübertragung durch Wärmestrahlung zwischen zwei Oberflächen haben wir bereits im Abschnitt [[:grundlagen:strahlungsaustausch|"Wärmestrahlung"]] behandelt, wir hatten dort als Ergebnis erhalten
  
-${\displaystyle \Lambda_{rad}=\frac{\sigma (T_1^2 + T_2^2)(T_1 + T_2)}{\frac{1}{\varepsilon_1}+\frac{1}{\varepsilon_2}-1} }$ .\\+${\displaystyle \Lambda_{rad}=\frac{\sigma (T_1^2 + T_2^2)(T_1 + T_2)}{\frac{1}{\varepsilon_1}+\frac{1}{\varepsilon_2}-1} }$ .\\ \\ 
 Dabei sind $\varepsilon_1$ die Emissionsgrade der Oberfläche der linken Seite und $\varepsilon_2$ der rechten Seite. Handelt es sich um normales Floatglas mit $\varepsilon = 0,84$ ohne Beschichtung, so ergeben sich die Werte aus folgender Tabelle bei einem Scheibenabstand von 15mm. Dabei sind $\varepsilon_1$ die Emissionsgrade der Oberfläche der linken Seite und $\varepsilon_2$ der rechten Seite. Handelt es sich um normales Floatglas mit $\varepsilon = 0,84$ ohne Beschichtung, so ergeben sich die Werte aus folgender Tabelle bei einem Scheibenabstand von 15mm.
  
 ^Beitrag zum Wärmetransport^Formelzeichen^Berechnung^Wert des Wärmedurch- \\ lasskoeffizienten|  ^Beitrag zum Wärmetransport^Formelzeichen^Berechnung^Wert des Wärmedurch- \\ lasskoeffizienten| 
-^(Luftfüllung)^^ ^W/(m²K)| +^(Luftfüllung, Oberflächen unbeschichtet)^^ ^W/(m²K)| 
 |konvektiv (Luft)|$\Lambda_{cc}$|$\frac{\lambda}{\text{Min}(d, d_{Grenz})}$  |1,67| |konvektiv (Luft)|$\Lambda_{cc}$|$\frac{\lambda}{\text{Min}(d, d_{Grenz})}$  |1,67|
 |Strahlung (Glas, unbeschichtet)|$\Lambda_{rad}$|$\frac{\sigma (T_1^2 + T_2^2)(T_1 + T_2)}{\frac{1}{\varepsilon_1}+\frac{1}{\varepsilon_2}-1}$  |3,78|  |Strahlung (Glas, unbeschichtet)|$\Lambda_{rad}$|$\frac{\sigma (T_1^2 + T_2^2)(T_1 + T_2)}{\frac{1}{\varepsilon_1}+\frac{1}{\varepsilon_2}-1}$  |3,78| 
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 ^Beitrag zum Wärmetransport^Formelzeichen^Berechnung^Wert des Wärmedurch- \\ lasskoeffizienten| ^Beitrag zum Wärmetransport^Formelzeichen^Berechnung^Wert des Wärmedurch- \\ lasskoeffizienten|
-^(Argonfüllung)^^ ^W/(m²K)| +^(Argonfüllung, Oberflächen unbeschichtet)^^ ^W/(m²K)| 
 |konvektiv (Ar)|$\Lambda_{cc}$|$\frac{\lambda}{\text{Min}(d, d_{Grenz})}$  |1,12|  |konvektiv (Ar)|$\Lambda_{cc}$|$\frac{\lambda}{\text{Min}(d, d_{Grenz})}$  |1,12| 
 |Strahlung (Glas, unbeschichtet)|$\Lambda_{rad}$|$\frac{\sigma (T_1^2 + T_2^2)(T_1 + T_2)}{\frac{1}{\varepsilon_1}+\frac{1}{\varepsilon_2}-1}$  |3,78| |Strahlung (Glas, unbeschichtet)|$\Lambda_{rad}$|$\frac{\sigma (T_1^2 + T_2^2)(T_1 + T_2)}{\frac{1}{\varepsilon_1}+\frac{1}{\varepsilon_2}-1}$  |3,78|
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 ^Beitrag zum Wärmetransport^Formelzeichen^Berechnung^Wert des Wärmedurch- \\ lasskoeffizienten| ^Beitrag zum Wärmetransport^Formelzeichen^Berechnung^Wert des Wärmedurch- \\ lasskoeffizienten|
-^(Luftfüllung)^^ ^W/(m²K)|+^(Luftfüllung, eine low-e-Schicht)^^ ^W/(m²K)|
 |konvektiv (Luft)|$\Lambda_{cc}$|$\frac{\lambda}{\text{Min}(d, d_{Grenz})}$  |1,67| |konvektiv (Luft)|$\Lambda_{cc}$|$\frac{\lambda}{\text{Min}(d, d_{Grenz})}$  |1,67|
 |Strahlung (Glas, low-e-beschichtet)|$\Lambda_{rad}$|$\frac{\sigma (T_1^2 + T_2^2)(T_1 + T_2)}{\frac{1}{\varepsilon_1}+\frac{1}{\varepsilon_2}-1}$  |0,258| |Strahlung (Glas, low-e-beschichtet)|$\Lambda_{rad}$|$\frac{\sigma (T_1^2 + T_2^2)(T_1 + T_2)}{\frac{1}{\varepsilon_1}+\frac{1}{\varepsilon_2}-1}$  |0,258|
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 ^Beitrag zum Wärmetransport^Formelzeichen^Berechnung^Wert des Wärmedurch- \\ lasskoeffizienten| ^Beitrag zum Wärmetransport^Formelzeichen^Berechnung^Wert des Wärmedurch- \\ lasskoeffizienten|
-^(Argonfüllung)^^ ^W/(m²K)|+^(Argonfüllung, eine low-e-Schicht)^^ ^W/(m²K)|
 |konvektiv (Ar)|$\Lambda_{cc}$|$\frac{\lambda}{\text{Min}(d, d_{Grenz})}$  |1,12|  |konvektiv (Ar)|$\Lambda_{cc}$|$\frac{\lambda}{\text{Min}(d, d_{Grenz})}$  |1,12| 
 |Strahlung (Glas, low-e-beschichtet)|$\Lambda_{rad}$|$\frac{\sigma (T_1^2 + T_2^2)(T_1 + T_2)}{\frac{1}{\varepsilon_1}+\frac{1}{\varepsilon_2}-1}$  |0,258|  |Strahlung (Glas, low-e-beschichtet)|$\Lambda_{rad}$|$\frac{\sigma (T_1^2 + T_2^2)(T_1 + T_2)}{\frac{1}{\varepsilon_1}+\frac{1}{\varepsilon_2}-1}$  |0,258| 
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 Durch die Wärmestrahlungs-reflektierende Beschichtung wird der Wärmetransport durch die Strahlung so stark reduziert, dass nun doch die Wärmeleitung im Füllgas den überwiegenden Teil der Übertragung übernimmt. Nun lohnt es sich auch, statt der Luft dort das besser isolierende Argon zu verwenden (4. Tabelle). Insgesamt wird der Wärmtransport zwischen den beiden Oberflächen so von 5,45 W/(mK) auf nur noch 1,38 W/(m²K) reduziert - das ist eine Verbesserung um fast einen Faktor 4.\\ Durch die Wärmestrahlungs-reflektierende Beschichtung wird der Wärmetransport durch die Strahlung so stark reduziert, dass nun doch die Wärmeleitung im Füllgas den überwiegenden Teil der Übertragung übernimmt. Nun lohnt es sich auch, statt der Luft dort das besser isolierende Argon zu verwenden (4. Tabelle). Insgesamt wird der Wärmtransport zwischen den beiden Oberflächen so von 5,45 W/(mK) auf nur noch 1,38 W/(m²K) reduziert - das ist eine Verbesserung um fast einen Faktor 4.\\
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-Dass Metallschichten Wärmestrahlung reflektieren wussten die Physiker eigentlich schon über 150 Jahre; das auf Fensterverglasungen anzuwenden, darauf war allerdings zunächst niemand gekommen. Denn: Metallschichten wirken wie Spiegel, das ist wohlbekannt, und es gilt für das gesamte Spektrum der elektromagnetischen Strahlung. 'Spiegel' waren schon immer so aufgebaut. Aber natürlich schien das für eine Fenster-Verglasung kontraproduktiv, denn schließlich wollen wir uns in dieser nicht spiegeln, sondern wir wollen hindurchschauen. Dies war nun der entscheidenden Durchbruch, zu erkennen, dass sehr dünne Metallschichten für das sichtbare Licht durchlässig werden, das langwelligere mittlere Infrarot (das ist die Wärmstrahlung) aber immer noch sehr gut reflektieren: Wir sprechen hier von einer //selektiv wirksamen Beschichtung//. Nach der klassischen Physik würden wir von Metallschichten jeder Dicke Reflexion über das gesamte Spektrum erwarten; nach der Quantenmechanik allerdings können kurzwelligere Photonen wie die des sichtbaren Lichtes den Potentialwall durch die freien Elektronen in der hauchdünnen Metallschicht //durchtunneln//. Low-e-Wärmeschutz-Verglasungen sind damit makroskopisch wirksam angewandte Quantenmechanik; heute kann somit jeder Nutzer eines Gebäudes mit modernen Wärmschutzverglasungen die Außenwelt durch die Verglasung nur infolge des quantenmechanischen Tunneleffektes sehen. Dass diese Anwendung möglich ist, erspart uns heute rund 3/4 der Wärmeverluste durch moderne Verglasungen. Dieser offensichtliche technologische Fortschritt ist ein gutes Beispiel für die unmittelbare Anwendung von Forschungsergebnissen aus der modernen Physik in die Praxis. Dieser entscheidende Fortschritt wurde übrigens weitgehend unabhängig voneinander von zwei Kollegen, Prof. Arthur Roesenfeld in Californien und Prof. Hans Joachim Gläser in Deutschland ermöglicht.\\+Dass Metallschichten Wärmestrahlung reflektieren wussten die Physiker eigentlich schon über 150 Jahre; das auf Fensterverglasungen anzuwenden, darauf war allerdings zunächst niemand gekommen. Denn: Metallschichten wirken wie Spiegel, das ist wohlbekannt, und es gilt für das gesamte Spektrum der elektromagnetischen Strahlung. 'Spiegel' waren schon immer so aufgebaut. Aber natürlich schien das für eine Fenster-Verglasung kontraproduktiv, denn schließlich wollen wir uns in dieser nicht spiegeln, sondern wir wollen hindurchschauen. Dies war nun der entscheidenden Durchbruch, zu erkennen, dass sehr dünne Metallschichten für das sichtbare Licht durchlässig werden, das langwelligere mittlere Infrarot (das ist die Wärmestrahlung) aber immer noch sehr gut reflektieren: Wir sprechen hier von einer //selektiv wirksamen Beschichtung//. Nach der klassischen Physik würden wir von Metallschichten jeder Dicke Reflexion über das gesamte Spektrum erwarten; nach der Quantenmechanik allerdings können kurzwelligere Photonen wie die des sichtbaren Lichtes den Potentialwall durch die freien Elektronen in der hauchdünnen Metallschicht //durchtunneln//. Low-e-Wärmeschutz-Verglasungen sind damit makroskopisch wirksam angewandte Quantenmechanik; heute kann somit jeder Nutzer eines Gebäudes mit modernen Wärmschutzverglasungen die Außenwelt durch die Verglasung nur infolge des quantenmechanischen Tunneleffektes sehen. Dass diese Anwendung möglich ist, erspart uns heute rund 3/4 der Wärmeverluste durch moderne Verglasungen. Dieser offensichtliche technologische Fortschritt ist ein gutes Beispiel für die unmittelbare Anwendung von Forschungsergebnissen aus der modernen Physik in die Praxis. Dieser entscheidende Fortschritt wurde übrigens weitgehend unabhängig voneinander von zwei Kollegen, Prof. Arthur Roesenfeld in Californien und Prof. Hans Joachim Gläser in Deutschland ermöglicht.\\
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 Der Aufwand für diese Beschichtungen ist i.Ü. nicht besonders groß; eine hauchdünne Silberschicht wird in einer evakuierten Kammer aufgesputtert. Das kostet in der industriellen Produktion nur wenige Euro je Quadratmeter. Die dadurch erzielte Heizwärmeeinsparung beträgt aber weit über 10 € je Quadratmeter in jedem Jahr - diese Verbesserung der Energieeffizienz ist somit sehr wirtschaftlich. Auch das Füllen der Gaszwischenräume mit dem Edelgas Argon statt mit Luft kostet maximal wenige Euro je Quadratmeter. Beides fällt bei den Gesamtkosten eines Fensters kaum ins Gewicht((Diese Gesamtkosten liegen heute in Deutschland je nach Rahmenmaterial zwischen 300 und 600 € je Quadratmeter. Die Mehrausgaben für die Produktion der Beschichtungen und das Befüllen mit Argon sind demgegenüber vernachlässigbar.)) .\\ Der Aufwand für diese Beschichtungen ist i.Ü. nicht besonders groß; eine hauchdünne Silberschicht wird in einer evakuierten Kammer aufgesputtert. Das kostet in der industriellen Produktion nur wenige Euro je Quadratmeter. Die dadurch erzielte Heizwärmeeinsparung beträgt aber weit über 10 € je Quadratmeter in jedem Jahr - diese Verbesserung der Energieeffizienz ist somit sehr wirtschaftlich. Auch das Füllen der Gaszwischenräume mit dem Edelgas Argon statt mit Luft kostet maximal wenige Euro je Quadratmeter. Beides fällt bei den Gesamtkosten eines Fensters kaum ins Gewicht((Diese Gesamtkosten liegen heute in Deutschland je nach Rahmenmaterial zwischen 300 und 600 € je Quadratmeter. Die Mehrausgaben für die Produktion der Beschichtungen und das Befüllen mit Argon sind demgegenüber vernachlässigbar.)) .\\
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 |Zweisch.-Wschutzglas \\ /Argon 16mm /low-e|0,13  |0,004  |0,764  |0,004  |         |0,040  |0,942  |**1,06**   |18%  |13,50  |337,36| |Zweisch.-Wschutzglas \\ /Argon 16mm /low-e|0,13  |0,004  |0,764  |0,004  |         |0,040  |0,942  |**1,06**   |18%  |13,50  |337,36|
 |Dreisch.-Wschutzglas \\ /Argon 2*16mm /2*low-e  |0,13  |0,004  |0,764  |0,004  |0,764  |0,004  |     |0,040  |1,711  |**0,58**   |10%  |17,27  |431,73| |Dreisch.-Wschutzglas \\ /Argon 2*16mm /2*low-e  |0,13  |0,004  |0,764  |0,004  |0,764  |0,004  |     |0,040  |1,711  |**0,58**   |10%  |17,27  |431,73|
-|Viersch.-Wschutzglas \\ /Argon 2*16mm /2*low-e  |0,13  |0,004  |0,764  |0,004  |0,764  |0,004  |0,764  |0,004  |0,040  |2,479  |**0,40**   |7%  |18,71  |467,60|+|Viersch.-Wschutzglas \\ /Argon 3*16mm /3*low-e  |0,13  |0,004  |0,764  |0,004  |0,764  |0,004  |0,764  |0,004  |0,040  |2,479  |**0,40**   |7%  |18,71  |467,60|
  
 Für die Tabelle haben wir $\varepsilon = 0,05$ angesetzt, entsprechend einer hochentwickelten modernen Beschichtung. Die Tabelle geht dabei jeweils von 100% Füllgrad mit dem angegebenen Gas aus. In der Praxis werden diese Füllgrade nicht erreicht, realistisch Werte liegen zwischen 80% und 95%. Dadurch werden die U-Werte etwas höher.\\  Für die Tabelle haben wir $\varepsilon = 0,05$ angesetzt, entsprechend einer hochentwickelten modernen Beschichtung. Die Tabelle geht dabei jeweils von 100% Füllgrad mit dem angegebenen Gas aus. In der Praxis werden diese Füllgrade nicht erreicht, realistisch Werte liegen zwischen 80% und 95%. Dadurch werden die U-Werte etwas höher.\\ 
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